Nachrichten: Oktober 1927

Einige Zeitungsartikel aus dem Herbst des Jahres 1927, welche uns freundlicherweise von unseren Spieler_Innen zur Verfügung gestellt wurden.

 

1917: Aufnahmen aus dem Krieg

Ein junger Kriegsberichterstatter veröffentlicht seine Aufnahmen von der Front – unzensiert und ungeschnitten. Getarnt als Dokumentation über den Alltag eines Soldaten an der Front machen die brutalen, ungeschönten Aufnahmen die Runde in Deutschland und werden vor allem in progressiven Kreisen gefeiert. Der ehemalige Soldat wird von einem Militärgericht wegen Defätismus zu zwölf Monaten Zuchthaus verurteilt.

Die Anfänge

Nach dem Absitzen seiner Strafe siedelt der Kriegsversehrte nach Babelsberg um und tritt eine Stelle als Requisitenbauer an, von der er schnell zum Kameramann aufsteigt. Erste Bekanntheit erlangen seine alternativen Enden von bekannten Filmen, die nach Drehschluss unter Mitarbeit einiger befreundeter Darsteller entstehen und in Kulturkreisen mit großem Interesse in Hinterzimmern gehandelt werden.

1920: “Ein aufstrebender Stern”

Der Film dieses Namens ist das erste Werk des jungen Regisseurs, welcher ein ihm bekanntes Thema aufgreift: Ein Kriegsheimkehrer sucht in der veränderten Nachkriegszeit seinen Platz im Leben und in der Heimat. Nicht nur greift das Werk den Zeitgeist auf, es ist auch im richtigen Maße provokant und wird von Kritikern äußerst positiv aufgenommen.

1922: “Im Westen steht die Sonne tief”

Ein erfolgreicher Film über dem Durchschnitt, kann dieser Westernstreifen doch nicht an den Erfolg von „Ein aufstrebender Stern“ anknüpfen. Am Rande einer Berliner Filmpreisverleihung kommt es zum Eklat zwischen dem Regisseur und der Hauptdarstellerin Ella Florelle. Sie geben sich gegenseitig die Schuld daran, dass der Film kein Erfolg wie sein Vorgänger wurde. Schenkel wirft Florelle vor, ihre mittelmäßige schauspielerische Leistung hätte den Erfolg seines nächsten Meisterwerks zerstört. Florelle wirft Schenkel vor, seine mittelmäßige Leistung als Regisseur hätte auch sie mit ihrem Talent nicht ausgleichen können.

In der Folgezeit wird Ella Florelle zu einer der begehrtesten Schauspielerinnen Babelsbergs aufsteigen, mit einer für das Filmgeschäft typischen Karriere, die ab 1923 ebenso steil bergan geht wie sie 1927 wieder im Ausklang begriffen ist.

1923: “Der Dieb von Bagdad”

Schenkel versucht sich weiter an für ihn neuen Genres, doch seine neueste Slapstick-Komödie wird derartig von Kritikern zerrissen, dass er sich für fast ein ganzes Jahr komplett aus dem öffentlichen Leben zurückzieht, bis er gelegentlich wieder an der Seite der aufstrebenden Schauspielerin Marion Helm gesehen wird.

1924: “Der Opernfreund”

Der Film, welcher die Renaissance des Regisseurs begründet. Mit seiner neuen Muse Marion Helm in der Hauptrolle gelang Schenkel ein Musikfilm, welcher an den Ruhm von 1920 anknüpfte und Presse und Publikum gleichermaßen begeisterte.

Kurz darauf siedelt Helm nach Amerika um, wo sie Hauptrollen in diversen Kassenschlagern annimmt.

1925: “Varieté”

In seinem ernstesten Film seit „Ein aufstrebender Stern“ widmet der Regisseur sich ganz der Eifersucht und Verderbtheit des weiblichen Geschlechts. Niemand spricht über die gute oder schlechte handwerkliche Leistung dieses Machwerks, vielmehr die oberflächliche Verarbeitung des Themas kritisiert. Dennoch löst es eine große Kontroverse aus über die Rolle der Frau im Film und den Umgang mit Schauspielerinnen. Schenkel selbst haftet seitdem der Ruf eines Skandalregisseurs an und bisherige Versuche, diesen herunterzuspielen, blieben erfolglos.

1926: Ein neuer Plan

Der in Ungnade gefallene Regisseur lässt verlauten, dass er mit den Arbeiten zu einem neuen Werk begonnen hätte, eine weniger kontroverse, dabei aber ungleich monumentalere Produktion. Seit Ende 1926 hat man von diesem keine Neuigkeiten mehr vernommen und auch das Studio hüllt sich in Schweigen.