Die Sprungtechnologie basiert auf einer Raumzeitkrümmungsmechanik. Genau genommen bewegt sich das Schiff beim Sprung nicht, sondern manipuliert, oder “faltet”, den Raum um sich herum und ist plötzlich an einem Lichtjahre entfernten Ort. Die benötigte Energie für einen Sprung hängt direkt vom bewegten Volumen, der bewegten Masse und der zurückzulegenden Distanz ab und das Verhältnis zwischen den dreien steigt exponentiell. Deswegen sind Sprungschiffe gewaltig groß und gleichzeitig für Passagiere eng und unkomfortabel.
Weitere Sprünge benötigen mehr Energie und beanspruchen den Antrieb der Schiffe stärker. Theoretisch könnte ein Schiff von jedem Ort der Galaxis zu jedem anderen springen. Da längere Sprünge aber deutlich mehr Energie benötigen, den Antrieb der Schiffe stärker beanspruchen und vor allem da kaum noch jemand weiß, wie genau diese Antriebe funktionieren, werden längere Distanzen bevorzugt in Sprungkaskaden zurückgelegt. Das dauert zwar länger, schont aber gleichzeitig den Antrieb.
Die für den Sprung notwendige Energie wird von riesigen Solarsegeln gesammelt, welche die Sprungkondensatoren aufladen. Dieser Vorgang dauert selbst im optimalen Fall gut eine Woche. Je nach Weite des Sprungs und Leuchtkraft der Sonne, und vor allem wenn man den aktuellen, oft recht desolaten Zustand der Schiffe in Betracht zieht, sind auch Zeitspannen von bis zu einem Monat keine Seltenheit. Gerüchteweise soll in den Randgebieten eine neue Technologie für das schnellere Aufladen der Kondensatoren entwickelt worden sein.
Der Sprung selbst dauert nur ein paar Sekunden oder Minuten, genau hat das noch niemand messen können. Das Zeitgefühl der Passagiere ist während dieser Phase verwirrt und die fehlende Echtzeit-Kommunikation zwischen Systemen macht das Messen von externen Stellen unmöglich. Das, was an einer Sprungreise so lange dauert, ist neben den Aufladezeiten die Fahrt mit Unterlichtgeschwindigkeit innerhalb eines Systems, um die nächste Raumstation oder den nächsten Planeten zu erreichen.
Was sind Sprungschiffe?
Sprungschiffe oder Schiffe, welche mit einer Raumzeitkrümmungsmechanik ausgerüstet sind, sind die einzigen überlichtschnellen Fortbewegungsmöglickeiten in der Galaxis. Die Schiffe wurden ausschließlich in Orbitalwerften gefertigt. Heute gibt es noch eine solche Fabrik in Sol und selbst diese hat große Schwierigkeiten, die notwendigen Komponenten für den Schiffbau zu beschaffen. Das macht Sprungschiffe selten, alt und unzuverlässig, und zwar umso mehr, je weiter man sich von Sol entfernt.
Jedes neue Sprungschiff tritt seinen Dienst im Heimatsystem an und löst damit ein älteres Schiff ab, das nun weiterverkauft wird an ein Unternehmen, das ein noch älteres Schiff besitzt. Dieses wiederum verkauft sein altes Schiff weiter an eine andere Firma, deren Schiff noch älter war … und so weiter, sodass am Ende die ältesten und unzuverlässigsten Schiffe in den äußersten, und damit meist auch ärmsten, Regionen unterwegs sind. Sol hat bereits soziologische Untersuchungen unternommen, um herauszufinden, ob dieser technische Rückstand der Grund ist, weshalb Glaube und Religion in den äußeren Gebieten viel stärker gelebt werden, doch die Untersuchung wurde aus Mangel an wissenschaftlicher Relevanz aufgegeben.
Trotz der gewaltigen Dimensionen von Sprungschiffen ist Raum wertvoll und wird lieber für den Antrieb, Batterien und Kondensatoren, Lebenserhaltung und unzählige weitere technische Systeme aufgewendet und nicht für Komfort verschwendet. So sind Sprungschiffe stickige, enge, knarzende Metallröhren. Mit Glück fällt keines der notwendigen Systeme länger aus, die Luft bleibt atembar und die Biomassekonverter erlauben den täglichen Toilettengang und vielleicht eine lauwarme Dusche pro Woche. Vielleicht lässt die Crew sogar die Notbeleuchtung 24h brennen und spendiert nicht nur zu den Essenszeiten Strom für das Entertainmentsystem.
Welche Schiffsarten gibt es?
Zu den wichtigsten Typen zählen Frachtschiffe, welche oft auch über Passagierdecks verfügen, die in ehemalige Frachträume eingebaut wurden, sowie Trägerschiffe. An letztere können unterlichtschnelle Schiffe andocken und werden dann beim Sprung mitgenommen. Damit dies reibungslos gelingt, sind umfangreiche Berechnungen vor dem Sprung notwendig. Unnötig zu erwähnen, dass diese Art von Schiffen heute selten geworden ist, da viele von ihnen bei verpatzen Sprüngen entweder zerrissen wurden oder weit ab vom Ziel in den lichtlosen Tiefen des Alls strandeten oder, als sich niemand mehr für diese waghalsige Form des Reisens fand, zu Frankensteinschiffen umgebaut wurden, indem die kleinen Schiffe einfach in den Docks festgeschweißt wurden.
Ein letzter, heute fast vergessener Typ waren die für Forschungszwecke eingesetzten Sprungschiffe. Oft mit speziellen Sensoren ausgestattet, waren sie zur Einwegnutzung gedacht. Sie sollten das Ziel nur erreichen, nicht aus eigener Kraft zurückkehren. Sie sammelten Daten, setzten Sonden zur weiteren Erkundung aus und warteten, bis die Folgemission kam.
Können Unterlichtschiffe auch springen?
Ein waghalsiges Manöver von kleinen Unterlichtschiffen, welche sich die teuren Sprunggebühren sparen wollen, ist es, kurz vor einem Sprung in die Nähe eines Sprungsschiffes zu fliegen und so beim Sprung als blinder Passagier mittransportiert zu werden. Was früher ein kalkulierbares Risiko war, da die Sprungschiffe bei der Faltung des Raums genug Sicherheitsreserven in ihren Berechnungen einplanten, ist heute reines Glücksspiel. Die wenigsten Sprungsschiffcrews wissen genau, was bei den Sprungberechungen passiert, und schätzen oft die entscheidenden Parameter. Andere haben längst die Puffer aus den Berechnungsalgorithmen entfernt, um die notwendige Energiemenge zu reduzieren. Manche Sprungschiffe schießen auf alles, was sich ihnen in der entscheidenden Phase nähert.
Die letze Sprungschiffwerf
Als eines der beeindruckendsten und mahnendsten Relikte der glorreichen Konföderation schwebt diese gigantische automatische Orbitalfabrik in der Umlaufbahn des Jupiters. Sie ist die letze von einst über einem Dutzend solcher Werften, welche über den ganzen besiedelten Raum verteilt waren und die Sprungschiffe hervorbrachten, die es den Menschen ermöglichten, die gigantischen Distanzen des Alls zu bezwingen. Die zweite Lamarrwelle richtete verheerende Schäden an den feinjustierten Hightech-Geräten in ihrem Inneren an und was übrig blieb, fiel Sabotageaktionen oder dreisten Einbrüchen während der zerstörerischen Phase des Zerfalls zum Opfer. So verwundert es wenig, dass die Weft einer der bestbewachten Orte der ganzen Galaxie ist. Auch wenn heute die besten Köpfe der Kernwelten und technische Genies aus der ganzen Galaxis hier arbeiten, so muss man doch eingestehen, das niemand weiß, wie genau die Maschinen funktionieren welche die Kernstücke, die Raumzeitkrümmungsmechaniken, zusammenschrauben. So beschränken sich die Menschen darauf, ehrfurchtsvoll auf das Flüstern der Maschinen zu hören, ihnen ängstlich Rohstoffe und Komponenten darzubieten und zu beten und hoffen, dass alle paar Jahre ein neues Sprungschiff majestätisch aus dem gewaltigen Hanger ins endlose Weltall startet.
Was sind Sprungstationen?
Hierbei handelt es sich um große Weltraumstationen, in die eine Raumzeitkrümmungsmechanik eingebaut ist, welche aber nicht zum Bewegen der Station verwendet wird, sondern um den Raum und die darin befindlichen Unterlichtschiffe an einem bestimmten Punkt in der Nähe der Station zu einem fixen Endpunkt zu falten. Diese Stationen verfügten über leistungsfähige Solarsegel oder Reaktoren, um die notwendigen Energiemengen für einen Sprung schneller zur Verfügung zu stellen, und befinden sich in beinah unangenehmer Nähe zu hellen Sonnen. Durch die Stationen war ein wesentlich leistungsfähigerer Verkehr durch die Weiten des Territoriums der EuraK möglich. Dies wurde vielen Stationen im Zeitraum des Zerfalls der Konförderation zum Verhängnis und so gibt es heute nur noch zwei. Beide befinden sich im von Sol kontrollierten Gebiet und stellen dort das Rückgrat des Handels zwischen den drei System dar.
Was sind “Weiße Schiffe”?
Unter diesen Namen sind die neuen und hochmodernen Sprungschiffe von Sol bekannt, welche in die Tiefen des besiedelten Raums aufbrechen und abgelegene Siedlungen besuchen, Nachrichten und technische Hilfe bringen und manchmal den einzigen zuverlässigen Kontakt zur Außenwelt für diese Kolonien darstellen. Sol entsendet diese Schiffe im Geiste der untergegangenen Konföderation, die Menschheit hinaus zu den Sternen zu bringen. Dank dieser Missionen hat Sol den besten Überblick über die Lage und den Zustand der im All verstreuten Kolonien und gleichzeitig helfen sie bei der Mystifizierung und Glorifizierung der EuraK.